
Mein Jahr 2018 in Büchern: Die Tops, die Flops und alles dazwischen
Zum ersten Mal seit Jahren habe ich mein Jahresziel an Büchern sogar überboten! Und da sind all die Manuskripte, die ich während meines Praktikums im Verlag gelesen habe, nicht mal mit eingerechnet. Es war auf jeden Fall ein gutes Lesejahr für mich. Wie immer waren Bücher dabei, die mich begeistert haben, die mich beschäftigt haben, aber auch ein paar, die langweilig oder einfach nur schlecht waren. Wenn ich mir meine Leseliste aus 2018 so anschaue, entdecke ich ein paar Themen, die mich literarisch dieses Jahr beschäftigt haben.
TOP & FLOP
Wenn ich mir die Liste meiner Bücher 2018 (s.u.) anschaue, ist der absolute Flop schnell gefunden: Mieses Karma hoch 2 von David Safier. Und das war ausgerechnet mein erstes Buch, dass ich im Januar beendet hatte. Genauer gesagt hatte ich es an einem Nachmittag halbherzig überflogen. Mir war langweilig, es lag herum und vor einigen Jahren hatte ich Safiers Bücher noch unheimlich witzig gefunden. Mieses Karma hoch 2 ist ein klarer Fall einer Fortsetzung, in der lediglich der erste Teil mit neuen Figuren nochmal aufgewärmt wurde. Ziemlich unnötig und dabei auch noch ziemlich oberflächlich. Safiers Figurenzeichnung und Schreibstil empfinde ich inzwischen als extrem schlicht.
Danach konnte mein Lesejahr eigentlich nur besser werden und das wurde es zum Glück auch. Es waren mehrere gute Bücher dabei und die Wahl eines Jahreshighlights fiel mir deutlich schwerer. Letztlich ging der Titel an *Trommelwirbel* Daddy-Long-Legs von Jean Webster. Ein kleines Büchlein, dass ich ebenfalls innerhalb eines Nachmittags ausgelesen hatte. Aber dieses Mal, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte. Die Coming of Age Geschichte der jungen Judy Abbott wird in Form von Briefen erzählt. Und diese Briefe sind so voller Lebensfreude, jugendlicher Naivität und Neugierde, dass sie mich mit einem warmen Gefühl und einem breiten Grinsen im Gesicht zurückgelassen haben.
Klassiker
Ich versuche immer wieder, Klassiker in mein Lesepensum einfließen zu lassen. Ich bin einfach neugierig, welche Geschichten sich hinter den Titeln verbergen, die meist jeder kennt. Besonders gespannt war ich auf 1984 von George Orwell und Das Bildnis des Dorian Grey von Oscar Wilde. Orwells Dystopie-Roman hatte zwar seine Längen, ist heute aber noch mindestens so aktuell wie bei seiner Ersterscheinung und darin liegt seine überzeugende Stärke. Von Das Bildnis des Dorian Grey hatte ich irgendwie etwas anderes erwartet. Weniger Gerede und mehr Einblicke in das Leben des Protagonisten hätten der Geschichte eine Portion mehr Leben verliehen, die alles andere als geschadet hätte. Mit The Body in the Library las ich meinen ersten Miss Marple-Roman. Kriminalgeschichten sind grundsätzlich nicht wirklich mein Genre, aber Agatha Christies Schreibstil habe ich sehr genossen. Im Dezember widmete ich mich dann E. T. A. Hoffmanns Nußknacker und Mausekönig. Das Weihnachtsmärchen begleitete mich gewissermaßen durch die Adventszeit, nicht nur als Buch, sondern auch auf der Bühne und Kinoleinwand.
Feminismus
Ein Thema, dass mich 2018 zum ersten Mal auch literarisch bewusst beschäftigt hat, war Feminismus. Essays – egal zu welchem Thema – haben mich nie sonderlich interessiert. Aber ich hatte das Bedürfnis, mein Verständnis von Feminismus nicht mehr nur an Diskussionen festzumachen, die ich teilweise sogar nur am Rande mitbekommen hatte. Für Wenn Männer mir die Welt erklären von Rebecca Solnit entschied ich mich, da der titelgebende Essay gewissermaßen die Grundlage für den Begriff mansplaining bot und so häufig als einer der entscheidenden Texte angeführt wird. Obwohl ich einigen Gedankensprüngen nicht wirklich folgen konnte, empfand ich Solnits Aussagen und Beobachtungen über Gleichstellungen sowohl im privaten als öffentlichen Bereich als inspirierend. Ein richtiges Highlight waren aber für mich erst die freien und sehr unterschiedlichen Beiträge in The future is female. Auf meiner Leseliste für 2019 stehen schon Girl Up! von Laura Bates und Frauen und Macht von Mary Beard.
Es müssen natürlich nicht immer nur Essays sein. Auch Romane können uns auf ihre Art falsche und überholte Denkmuster vor Augen führen. Vox war für kurze Zeit der Dystopie-Roman, über den jeder sprach. Trotz einem leider misslungenen Ende hat Christina Dalcher ein Szenario entworfen, das klar Position bezieht. Im neuen Jahr hoffe ich, dass ich endlich dazu kommen werde, Der Report der Magd von Margaret Atwood zu lesen.
Rassismus
Das zweite Thema, das mich 2018 über mehrere Bücher begleitet hat, war Rassismus. Die Herkunft der Anderen von Toni Morrison hatte mein Interesse geweckt. In ihren Harvard-Vorlesungen spricht sie interessante Punkte an, die teilweise natürlich nicht neu sind. Andere hingegen haben mir die Augen geöffnet für die Dinge, die ich als weiße Mitteleuropäerin leicht übersehe oder bisher nicht hinterfragt hatte. Inspiriert von ihren Anmerkungen zur Repräsentation von Schwarzen Menschen in der Literatur, wollte ich unbedingt einen Roman von Morrison lesen. Gott, hilf dem Kind hat mich allerdings leider enttäuscht. Aus feministischer Sicht fand ich Aspekte der Handlung, insbesondere die Protagonistin betreffend, bedenklich. Dafür hat mich Dear Martin von Nic Stone sehr berührt und bewegt. Ich denke, es wird Zeit, dass ich 2019 endlich auch Mal The Hate U Give von Angie Thomas lese, das ein ähnliches Thema behandelt. Wer die Nachtigall stört von Harper Lee wartet ebenfalls schon in meinem Bücherregal darauf, gelesen zu werden.
Das waren meine Bücher 2018
- David Safier: Mieses Karma hoch 2
- Sophia Farago: Die Braut des Herzogs
- George Orwell: 1984
- Sasha Marianna Salzmann: Außer sich
- Matt Haig: Reasons to Stay Alive
- Paul Hawkins: Die Nerven, die Briten!
- Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen
- Matt Haig: Ich und die Menschen
- Rebecca Solnit: Wenn Männer mir die Welt erklären
- Julia Engelmann: Jetzt, Baby
- Agatha Christie: The Body in the Library
- Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr
- Christina Dalcher: Vox
- Toni Morrison: Die Herkunft der Anderen
- Nic Stone: Dear Martin
- Stephen Hawking: Meine kurze Geschichte
- Jean Webster: Daddy-Long-Legs
- Cecelia Ahern: Der Glasmurmelsammler
- Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Apokryphen
- Oscar Wilde: The Picture of Dorian Grey
- Amin Maalouf: Mörderische Identitäten
- Scarlett Curtis (Hg.): The future is female
- Andy Mulligan: Spider
- Toni Morrison: Gott, hilf dem Kind
- Brittany Cavallaro: Holmes & Ich. Die Morde von Sherrinford
- E. T. A. Hoffmann: Nußknacker und Mausekönig
- Peter Handke: Nachmittag eines Schriftstellers
- Marko Leino: Das Wunder einer Winternacht
- Robert Dinsdale: Die kleinen Wunder von Mayfair
- (Jonathan Franzen: Unschuld) [begonnen]
Hörbücher:
- Matt Haig: Die Radleys
- Marc-Uwe Kling: Die Känguru Offenbarung
- Matt Haig: Das Mädchen, das Weihnachten rettete

